Hier ein toller Erfahrungsbericht von Erik Gottwald über seinen Vortrag, der die ProVegan-Strategie in der Praxis wieder einmal bestätigt:
Was denken Sie, worauf sollten wir bei der veganen Aufklärungsarbeit unseren Schwerpunkt legen? Tierrechte, Menschenrechte, Umweltschutz oder Gesundheit? Was führt zu dem Boom, den der Veganismus augenblicklich erlebt?
Ich bin aus rein ethischen Gründen vegan geworden, also war es für mich immer ganz logisch, meinen Schwerpunkt auch auf die Tierrechte zu legen. Schließlich sind die Argumente so einleuchtend und unanfechtbar, dass sie doch jeder verstehen müsste, wenn er es erklärt bekommt. Aber Sie wissen aus eigener Erfahrung, leider ist das sehr oft nicht der Fall. Da werden die skurrilsten Szenarien und Ausreden erfunden, um das Essen von Tieren doch noch zu rechtfertigen.
Durch eine engagierte Lehrerin wurde ich eingeladen einen Vortrag über vegane Ernährung vor einer Schulklasse mit Schülern im Alter von 17-18 Jahren zu halten. Die meisten standen dem Vortrag und mir eher skeptisch gegenüber. Sie haben einen „Tierschützer“ erwartet der sofort mit der „Moralkeule“ schwingt, früher hätten sie das auch bekommen, aber man lernt dazu…
Stattdessen legte ich den Schwerpunkt auf den gesundheitlichen Aspekt. Nur das letzte Drittel füllte ich mit den Themen Umweltschutz, Menschenrechte und Tierrechte. Warum habe ich das getan?
Die Mehrheit der Menschen sind konsequente Egoisten. Das können wir schönreden oder nicht wahrhaben wollen, aber es ist leider Fakt. Sie werden ihre Gewohnheiten nicht ändern, solange für sie selbst dabei kein Gewinn herausspringt. Wir könnten zwar auch warten, bis die Menschheit sich auf eine altruistischere Stufe entwickelt hat, aber 150 Milliarden Tiere, die jedes Jahr getötet werden und 43.000 Kinder die jeden Tag verhungern, haben diese Zeit nicht.
Rede ich eine Stunde über Tierrechte, werde ich nur diejenigen erreichen, die ausreichend Mitgefühl und Moral besitzen. An allen anderen prallt das was ich sage ab. Sie werden mir später wahrscheinlich mit unglaublich fantasiereichen Ausreden kommen, warum es doch in Ordnung ist Tiere zu essen. Außerdem wird alles was ich nach den Tierrechten sage nicht mehr ernst genommen, da ich das bestimmt sowieso nur sage, um die Tiere zu schützen.
Was passiert nun, wenn ich mit dem gesundheitlichen Teil beginne und ausführlich erarbeite, warum vegane Ernährung zweifelsfrei die gesündeste Ernährung ist? Die Egoisten werden auch angesprochen! Jetzt bekommen die Egoisten einen Vorteil geliefert. Bestmögliche Gesundheit, vermindertes Risiko an den häufigsten Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit zu erleiden und mehr Leistungsfähigkeit. Dadurch, dass sie jetzt einen Vorteil für sich selbst haben, werden sie für die weiteren guten Gründe, die für den Veganismus sprechen, viel zugänglicher sein. Vielleicht werden sie die anderen Gründe auch erst später verstehen, aber vielleicht werden wir auch öfter Sätze hören wie: „…jaja, und gegen Tierquälereien war ich auch sowieso schon immer.“
Und genau deshalb explodieren die Zahlen der Veganer an so vielen Orten weltweit. Den ethischen Aspekt, keine Tiere und Tierprodukte zu essen, gab es schon immer. Die Erkenntnis, dass vegane Ernährung sogar die gesündeste Ernährung ist, ist neu. Die Ergebnisse von den besten, unabhängigen und seriösen Wissenschaftlern und Ärzten der Welt, wie Dr. T. Colin Campbell mit seiner China Study oder Dr. Caldwell B. Esselstyn, sowie eine riesige Menge an Studien, die zu einem eindeutigen Ergebnis kommen, lassen überhaupt keinen Spielraum für wirklichen Zweifel. Viele Menschen waren und viele sind immer noch unsicher, ob sie überhaupt auf Tierprodukte verzichten und gleichzeitig gesund sein können. Die Tierindustrie hat mit ihren Lügen und ihrer Propaganda „gute“ Arbeit geleistet. Deswegen stellt dieser Weg natürlich trotzdem keine Patentlösung dar, um jeden zu veganisieren.
Für diejenigen, die später aus ethischen Gründen vegan werden, ist der gesundheitliche Teil aber genauso wichtig. Tierrechte sind nur mit dem Veganismus durchsetzbar und der Veganismus funktioniert nur nachhaltig, wenn er auch gesund ist. Ungesunde vegane Ernährung führt möglicherweise dazu, dass ethische motivierte Menschen am Ende wieder zu einer Ernährung mit Tierprodukten zurückkehren, weil es für sie anscheinend nicht funktioniert. Ungesunde vegane Ernährung führt zu ungesunden Veganern und die liefern dann Pseudo-Argumente gegen den Veganismus. Lesen Sie „Die 7 Hauptregeln der gesunden veganen Ernährung“, wenn Sie unsicher sind, wie die gesunde vegane Ernährung aussieht http://www.provegan.info/index.php?id=234&L=0
Und so kam es, dass die anfängliche Ablehnung der Schüler im Verlauf immer mehr Interesse wich. Es ist eigentlich immer wieder das gleiche Bild. Verschränkte Arme werden zu vor den Mund gehaltenen Händen. Es bleibt die Frage, warum habe ich nicht früher davon erfahren aber auch die Möglichkeit eine gute Entscheidung zu treffen, weil man jetzt gute Informationen hat.
Ich möchte all den Lehrerinnen und Lehrern danken, die Veganismus und Tierrechte in den Unterricht bringen, auf welche Art auch immer. Sie machen sich damit in den meisten Fällen nicht beliebt, aber umso angreifbarer. Diese Themen sind nicht im Lehrplan, weil niemand Geld durch gesunde Menschen, freie Tiere und eine geschützte Natur bekommt. Durch kranke Menschen, versklavte Tieren und Umweltzerstörung sehr wohl.
Erik Gottwald