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«Fleischessen ist gesund, die Omega-Fettsäuren, das Vitamin B12. Dieser Mythos hält sich – dabei ist die Studienlage sehr eindeutig. Karnivoren müssen jetzt tapfer sein.»

«Wer vegan oder vegetarisch isst, muss oft Rechenschaft ablegen. Auf Partys, bei der Familie, ständig fragt irgendjemand, ob das denn nicht ungesund sei, kein Fleisch und keinen Fisch zu essen. Ob dann dem Körper nicht was fehlt. Omega-Fettsäuren. Vitamin B12. Kann vegetarisch essen auf Dauer denn wirklich gesund sein?»

«Dieser Frage gehen Wissenschaftlerinnen seit Jahrzehnten nach und die Antwort lautet definitiv: Ja. Man müsste, streng genommen, den Fleischspieß sogar umdrehen und künftig alle Omnivoren mit der Frage behelligen: Sicher, dass Fleischessen auf Dauer wirklich gesund sein kann?»

«Die verbliebenen deutschen Durchschnittsfleischesser verschlingen binnen sieben Tagen sogar deutlich mehr als ein Kilo Tier.»

«Das legt zumindest ein, sagen wir mal: Fütterungsexperiment nahe, das Wissenschaftler der University of Stanford in Kalifornien 2022 machten. Sie trennten 22 eineiige Zwillingspaare in zwei Gruppen auf. Die eine Hälfte stellte ihre Ernährung auf gesunde Pflanzenkost um, dazu gab es Fleisch aller Arten. Die andere Hälfte bekam die gleiche Kost, ersetzte aber das Fleisch durch pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte und Nüsse, lebte also vegan. Bereits nach vier Wochen hatte die zweite, vegane Gruppe bessere Blutwerte als die Fleischesser, nach acht Wochen sogar deutlich bessere. Der Effekt lässt sich nur durch den Fleischverzicht erklären. An den Genen kann es kaum liegen, weil eineiige Zwillinge in dieser Hinsicht identisch sind. Und auch sonst ähnelten sie sich: trieben gleich viel Sport, tranken und aßen – bis auf das Fleisch – exakt das Gleiche.»

«1975 konnten Wissenschaftler erstmals zeigen, dass Menschen häufiger Darmkrebs bekommen, wenn sie viel rotes Fleisch essen – also Muskelfleisch von Säugetieren wie Rindern, Schweinen oder Lämmern. Je mehr Fleisch die Probanden verspeisten, desto mehr Nitrosoverbindungen fanden sich in ihrem Stuhl. Schon damals war bekannt, dass eine bestimmte Untergruppe, die Nitrosamine, Krebs auslösen können. Ihre Konzentration stieg bei den starken Fleischessern um das Vierfache an. Bekannt war, dass Nitrosoverbindungen die DNA in menschlichen Zellen an Stellen beschädigen, die der Körper nur schwer reparieren kann – was Mutationen und damit Krebs wahrscheinlicher macht. Tatsächlich konnte Bingham 2006 zeigen, dass diese Verbindungen auch die sogenannten Darmepithelzellen verändern. Diese Zellen bilden die äußerste Schicht im Darm, sind also permanent in Kontakt mit allem, was verdaut wird, und sie werden fortwährend neu gebildet und ausgeschieden. Menschen, die – im Auftrag der Studie – viel Fleisch aßen, hatten im Vergleich zu Pflanzenköstlern in mehr als doppelt so vielen der ausgeschiedenen Epithelzellen einen DNA-Schaden. Und zwar einen, der typischerweise durch solche Nitrosoverbindungen entsteht, die erst im Körper gebildet werden. Etwa durch Fleischkonsum.»

«Auch eine zweite Studie, an der Kühn beteiligt war, fand gute Werte bei den Pflanzenessern: Wer sich gesund pflanzlich ernährte, hatte im Beobachtungszeitraum von rund zehn Jahren eine um sieben Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, Krebs zu bekommen. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren es acht Prozent weniger, außerdem 14 Prozent weniger Chance für Schlaganfälle, 16 Prozent weniger für Herzinfarkte, insgesamt lag die Sterblichkeit um 16 Prozent niedriger als bei denen, die viel Fleisch aßen. “Man kann diese günstigen Auswirkungen der Pflanzenkost in allen möglichen Gruppen in der Bevölkerung finden. Also auch, wenn man nur Raucher betrachtet”, sagt Kühn. Das mache die Ergebnisse so robust.»

«Eine ebenfalls spannendere Erkenntnis der Studie: Wer sich rein pflanzlich ernährte, dabei aber ungesund aß, also wenig Frisches, viel verarbeitete Lebensmittel, Weißmehl, abgepackte Snacks, viel zuckerhaltige Limonaden, der hatte keinerlei Vorteile.»

«Es gibt aber mittlerweile Berge an epidemiologischen Studien aus aller Herren Länder, die fast unisono zu den gleichen Ergebnissen kommen. Sabrina Schlesinger kennt sie fast alle. Sie ist Leiterin der Arbeitsgruppe Systematische Reviews am Deutschen Diabetes-Zentrum. Schlesinger war an zahlreichen Metastudien beteiligt, bei denen gleich Dutzende oder Hunderte Ernährungsstudien weltweit ausgewertet wurden. Und deren Aussage ist recht eindeutig, sagt Schlesinger: “Das Risiko für chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, vor allem Dickdarmkrebs, durch Fleischkonsum steigt kontinuierlich mit der Dosis. Aus medizinischer Sicht müssten wir uns in einer Empfehlung der Null annähern.” Schlesinger fand in ihren Metastudien sogar noch deutlichere Vorteile einer pflanzlichen Ernährung als Kühn.»

https://www.zeit.de/gesundheit/2024-03/vegetarische-ernaehrung-fleischessen-gesundheit-mythen-studie/komplettansicht