Jana Wertz am 07.12.2014 um 16:51
„Sehr geehrter Dr. Henrich,
ich bin leider ein Neuling auf dem Gebiet der veganen Ernährung, habe bis jetzt jedoch mehrere Bücher zu dem Thema gelesen und bin selber seit einem Jahr vegan. Ich habe Bücher von Campbell, Esselstyn und Barnard gelesen und muss ehrlich sagen das ich Barnard und Esselstyn am meisten mag. Ich habe jetzt jedoch zwei Fragen, die Sie mir hoffentlich beantworten können. Esselstyn verweist ja darauf keinerlei Fette zu sich zu nehmen, auch nicht in Form von Nüssen und Samen und Salz streicht er auch komplett. Jetzt frage ich mich allerdings, wie soll man dann das Verhältnis zwischen Omega 3-6-9 ordentlich hinbekommen, wenn auch keine Leinsamen und Mandeln erlaubt sind? Und das mit dem kompletten Salzverzicht bekomme ich leider auch nicht hin, da ich dieses Mineral zum Würzen des Reis, Buchweizen, Quinoa etc. doch benötige. Haben Sie da einen Tipp? Des Weiteren habe ich leider eine Glutenunverträglichkeit und esse momentan sehr viele Kohlenhydrate. Morgens zum Beispiel ein warmes Hirsemüsli mit Mandeln, Rosinen, Leinsamen und Agavendicksaft. Mittags Basmatireis mit Buchweizen und roten Linsen mit Gewürzen oder Senf und abends nochmal Spitzkornreis mit Amaranth. Zwischendurch natürlich viel Obst und Gemüse. Muss ich mir da Gedanken bezüglich der vielen Kohlenhydrate machen? Ich habe mal gelesen, dass die Kohlenhydrate im Reis vom Körper komplett wie Zucker angesehen werden und da habe ich Angst, dass es mit den Rosinen, dem Agavendicksaft und dem Obst irgendwann zu viel wird. Über ihre Meinung würde ich mich sehr freuen. Wenn ich irgendwelche Fehler mache oder den Grundsätzen hier widerspreche, dann entschuldigen Sie mir das bitte. Ich bin erst 19 Jahre alt und habe leider keine Freunde, die auch auf eine vegane Ernährung wert legen. Achja, eine letzte Frage hätte ich doch noch. Benötigt man das Vitamin B12 wirklich unbedingt als Nahrungsergänzungsmittel? Ich habe gehört, dass bestimmte Darmbakterien das Vitamin B12 beim Verdauungsprozess herstellen können und dann an den Körper abgeben.
Vielen Dank und liebe Grüße
Jana“
Meine Antworten:
„Sehr geehrte Frau Wertz,
mit den Büchern von Campbell, Esselstyn und Barnard haben Sie eine sehr gute Auswahl getroffen. Gratuliere.
Zu Ihren Fragen:
1. Esselstyn rät dazu, keinerlei ZUSÄTZLICHE Fette aufzunehmen. Dies gilt aber nur für Menschen mit koronarer Herzkrankheit, nicht für gesunde Personen. Für gesunde Personen gilt, möglichst wenig zusätzliche Fette zu konsumieren. Wenn Sie sich abwechslungsreich vegan ernähren, nehmen Sie genug Fett auf: Nüsse, Avocados usw. enthalten genug Fette.
2. Gesunde Personen können sehr wohl Nüsse und Samen konsumieren. Aber mit Salz sollte man generell eher sparsam umgehen. Empfehlenswert ist auf jeden Fall jodiertes Salz.
3. Leinsamen würde ich immer empfehlen, um genügend Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen. Dann braucht man sich um die Verhältnisse der Fettäuren zueinander keine Sorgen zu machen. Der Leinsamen sollte aber vor dem Verzehr geschrotet werden, damit die Fettsäuren überhaupt aufgenommen werden können und die Leinsamen nicht einfach vollständig ausgeschieden werden.
4. Über Kohlenhydrate müssen Sie sich überhaupt keine Sorgen machen, wenn diese in Form komplexer Kohlenhydrate aufgenommen werden und nicht in Form von raffinierten Zuckern. Agavendicksaft ist übrigens nicht besser als raffinierter Zucker. Zum Süssen sind getrocknete Datteln sehr gut geeignet.
5. Vitamin B12 sollte immer als Nahrungsergänzung genommen werden. Die Bakterien im Dickdarm produzieren zwar sehr viel Vitamin B12, das aber nicht aus dem Dickdarm resorbiert werden kann. Man müsste also schon den Kot essen, um das B12 nutzen zu können. Da würde ich schon das Nahrungsergänzungsmittel bevorzugen.
6. Wenn Sie sich an die 7 Regeln halten, dann können Sie nicht mehr viel falsch machen: http://www.provegan.info/index.php?id=234&L=0“
Quelle: http://www.provegan.info/de/leser-kommentare-lesen-schreiben/