Mit grosser Freude stellte ich beim Schauen des Videos fest, dass ich nicht mehr der Einzige bin, der sich an dem Begriff der «biologischen Wertigkeit» zur Differenzierung von Proteinen stört. Die «biologische Wertigkeit» stellt lediglich fest, wie ähnlich das jeweilige Nahrungsprotein in seiner Aminosäurestruktur dem Eiweiss im menschlichen Körper ist, aber nicht, welchen Wert das Protein für die menschliche Gesundheit hat, wie der Normalbürger und wohl auch die meisten Ärzte fälschlicherweise glauben. So gelangen wir zu der irrsinnigen Konstellation, dass die meisten tierlichen Proteine eine hohe «biologische Wertigkeit» aufweisen, aber gesundheitsschädlich sind, die meisten pflanzlichen Proteine dagegen eine tendenziell eher geringere «biologische Wertigkeit» haben, dafür aber ernährungsphysiologisch für die Gesundheit äusserst wertvoll sind.
Daher überraschen die Ergebnisse von Studien nicht, die zeigen, dass der Ersatz von tierlichem Protein durch pflanzliches Protein die Lebenserwartung signifikant steigen lässt. Schon der Austausch von nur 3 % Tierprotein durch Pflanzenprotein lässt die Lebenserwartung um 10 % steigen. Weiterhin wurde festgestellt, dass je höher die aufgenommene Menge an Tierprotein ist, umso geringer ist die Lebenserwartung, und je höher die Aufnahme von Pflanzenprotein, desto höher ist die Lebenserwartung. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass die jetzige Definition von «biologischer Wertigkeit» nicht nur irreführend, sondern auch dumm ist.
In meinem Buch «Vegan – die gesündeste Ernährung aus ärztlicher Sicht» habe ich das Problem mit den Proteinen in einem ganzen Kapitel ausführlich erörtert.
Ganz ähnlich als 12 Minuten-Video in deutscher Sprache von der ASS
https://www.youtube.com/watch?v=42oqToVz4zc
Herr Keller hat das wirkliche Problem mit den Proteinen offensichtlich gar nicht verstanden. Ihm geht es immer noch um das nicht vorhandene Problem, dass jeder genügend Proteine bekommt. Es ist aber unmöglich, bei einer ausreichenden Kalorienzufuhr nicht genügend Proteine aufzunehmen. In den westlichen Wohlstandsstaaten hat man bisher noch keinen wohlgenährten Bürger sichten können, der eine Eiweissunterversorgung aufwies. Das tatsächliche Problem, dass Tierprotein ungesund und Pflanzenprotein gesund ist, scheint er gar nicht zu kennen. Genau das ist für den Bürger aber entscheidend wichtig.
Die ASS (Albert Schweitzer Stiftung) ist meistens sehr zurückhaltend mit dem, was sie publiziert. Wahrscheinlich, um möglichst wenig Gegenwind zu ernten. Ich erinnere mich, dass die ASS in ihren Anfängen viel radikaler auftrat, dabei wohl aber deutlich weniger “Erfolg” beim Publikum hatte. (Die feiern es ja auch schon als Erfolg, wenn Hühner statt in engen Käfigen, in enger Bodenhaltung Eier produzieren müssen.)
Man erkennt die Organisationen sofort, denn es in erster Linie um Spenden geht, um das Überleben und die eigenen Posten sicherzustellen. Ich möchte das genaue Gegenteil sein. Übrigens war ich mit dem Gründer der ASS Rechtsanwalt Wolfgang Schindler befreundet. Er hat mich in der Schweiz besucht und wir haben in seinen letzten Jahren, in denen er schwer erkrankt war, oft zusammen telefoniert. Bei Wolfgang wehte in der Tat ein anderer Wind. Übrigens hat Wolfgang Schindler das sog. «Legehennenurteil» vor dem Bundesverfassungsgericht erstritten.