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Dr. med. Henrich
ProVegan Stiftung
www.ProVegan.info

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In veganen Restaurants, Bistros und Cafes, bei Veranstaltungen zu Thematiken von Tierschutz und Tierrechten und an vielen anderen Stellen ist sie immer wieder zu finden; die Broschüre

„Vegan  – Die gesündeste Ernährung und ihre Auswirkungen auf Klima- und Umweltschutz, Tier- und Menschenrechte.“

Auch in unserem Cafe Geichklang liegt sie aus und findet reges Interesse. Zusätzlich zur Broschüre finden sich auf der Internetseite der Stiftung viele weitere Informationen und Links, wie ein Kurzfilm „Vegan“ oder eine speziell für Jugendliche geeignete Argumentation „provegan“. Ebenfalls gibt es eine aktive Repräsentanz auf Facebook.

In der ProVegan-Broschüre werden in allgemeinverständlicher und gleichzeitig differenzierter und mit Quellen belegter Art und Weise die wichtigsten gesundheitlichen, moralischen und ökologischen Argumente für die vegane Lebensweise zusammengefasst. Zur Verfügung gestellt wird die Broschüre durch die Dr. med. Henrich ProVegan-Stiftung. 

Im Interview mit vegan beantwortete der Verfasser der Broschüre und Stiftungsgründer Herr Dr. Henrich Fragen zu der durch ihn geleisteten Aufklärungsarbeit, den eigenen Erfahrungen mit der veganen Lebensweise, den geplanten zukünftigen Aktivitäten, sowie auch zu einigen immer wieder kontrovers diskutierten Thematiken, wie beispielsweise die vegane Kinderernährung oder die vegane Haustierernährung.

Leserinnen und Leser, die die Broschüre beziehen oder die Stiftung unterstützen möchten, seien gebeten, sich direkt mit der Stiftung in Verbindung zu setzen: info@provegan.info  

Vegan.eu Interview mit Dr. med Ernst Walter Henrich  

Lieber Herr Dr. Henrich, überall stoßen wir auf Ihre Broschüre „Vegan – die gesündeste Ernährung und ihre Auswirkungen auf Klima- und Umweltschutz, Tier- und Menschenrechte“. Auch in unserem eigenen veganen Cafe und Restaurant haben wir sie ausgelegt. Die Broschüre enthält in komprimierter Form vielfältige Argumente für eine vegane Ernährung und ist aus unserer Sichtweise sehr überzeugend und ausgesprochen hilfreich. Können Sie bitte den Lesern und Leserinnen von Vegan.eu etwas über die Geschichte dieser Broschüre erzählen? Beispielsweise: Wie kamen Sie auf die Idee? Welche Absichten sind mit der Broschüre verbunden? Wie wird die kostenlos verteilte Broschüre finanziert? Welche Rückmeldungen erhalten Sie zur Resonanz?

Nachdem ich 1996 vegan wurde, ärgerte ich mich, dass mir die notwendigen Informationen nicht schon vorher zur Verfügung standen. Alle notwendigen Informationen, insbesondere diejenigen über die Gesundheitsaspekte, musste ich mir mühsam zusammensuchen. 2009 kam mir dann die Idee, die wirklich relevanten Informationen in verständlicher und lesbarer Form zu einer Broschüre und auf einer Website zusammenzufassen. So entstand www.ProVegan.info und die Vegan-Broschüre, die mittlerweile eine Auflage von 1.000.000 erreicht hat. Bisher finanziere ich alles selbst. Über die neu gegründete ProVegan-Stiftung kann sich aber jetzt jeder daran beteiligen.

Die Rückmeldungen sind sehr viel besser als ich vorher zu hoffen wagte. Obwohl sich wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges bei mir meldet, werde ich mit Mails förmlich überschwemmt. Auch deshalb habe ich jetzt die ProVegan-Stiftung gegründet. Allein ist das Aufkommen kaum noch zu bewältigen. Ich muss und werde in Zukunft viele Aufgaben delegieren.

Abgesehen von der an vielen Stellen zielgruppengerecht ausliegenden Broschüre, gibt es weitere Medien oder Bemühungen, mit denen Sie Aufklärung über die Vorteile und die Notwendigkeit der veganen Ernährung leisten?  

Ich freue mich über jeden Menschen, der vegan wird. Leider ernähren sich aber die wenigsten Veganer gesund. Auch die Rezepte in veganen Kochbüchern und viele verarbeitete Nahrungsmitteln entsprechen nur selten den wissenschaftlichen Kriterien einer gesunden Ernährung. Mir liegt aber sehr viel daran, dass die Menschen die gesundheitlichen Vorteile einer gesunden veganen Ernährung erfahren, also ein besseres Wohlbefinden, gesteigerte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und ein besserer Gesundheitsstatus allgemein. Deshalb habe ich die Initiative VeganGesund und die dazugehörige Website www.VeganGesund.info ins Leben gerufen. Hier können die Menschen kostenfrei eine gesunde vegane Ernährung einen Monat lang ausprobieren. Die Rezepte dazu wurden von dem Gourmetkoch Raphael Lüthy beigesteuert, der in Kreuzlingen am Bodensee mit dem HOTEL SWISS DIE KRONE ein Haus führt, was vor wenigen Tagen von der Gastrosuisse in die Rangliste der besten Hotels aufgenommen wurde. Obwohl das Hotel rein vegan geführt wird, belegt es im Ranking der Kategorie „kleine und mittelgrosse Hotels“ Rang 1. Das Haus ist ein fantastisches Aushängeschild für den Veganismus geworden und zeigt, dass die vegane Lebensweise mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.  

Sie leben selbst vegan. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern berichten, wie Sie zur veganen Lebensweise gelangten und welche Erfahrungen Sie seither mit der veganen Lebensweise gemacht haben?

Vegan wurde ich letztlich durch meinen Hund Felix, der 2012 mit 19 Jahren starb, nachdem er 16 Jahre zusammen mit mir vegan gelebt hatte. Er weckte in mir das Mitgefühl und den Respekt für Tiere. Mitgeschöpfe, die man respektiert und mit denen man fühlt, die lässt man nicht einfach töten und ausbeuten, nur um sie zu essen. Das wäre absurd. Diesen Widerspruch erkannte ich sofort. Aber selbst mir als Arzt war damals durch die Manipulationen der Tierindustrie und der von ihr bezahlten Ernährungswissenschaftler nicht klar, dass man ohne Tierprodukte gesund leben konnte. Also kümmerte ich mich intensiv um den wissenschaftlichen Hintergrund der gesunden Ernährung. So fand ich immer mehr heraus, dass alle Tierprodukte schädlich für die Gesundheit sind. Das ist das exakte Gegenteil von dem, was ich vorher glaubte und die meisten Menschen heute noch glauben. Deshalb ist es wichtig, die Menschen mit guten Informationen zu versorgen, damit sie die Chance erhalten, für ihre Gesundheit, aber auch für die Tiere, die Umwelt und die hungernden Menschen eine gute Entscheidung zu treffen.

Wir lesen, dass auch ihr Hund vegan ernährt wurde und 19 Jahre alt geworden ist. Das Thema der veganen Haustierernährung ist ein sehr sensitives Thema. So haben wir es selbst erlebt, dass selbst vegan lebende Personen rasch Vorwürfe von Tierquälerei und Unnatürlichkeit erheben, wenn das Thema der veganen Haustierernährung auch nur angesprochen wird. Ein Hauptargument ist, dass Menschen so ihren Haustieren ihre eigene Ideologie aufzwängen. Wie positionieren Sie sich innerhalb dieser Diskussion?

Veganer, die ihre Haustiere mit Tierprodukten ernähren, sind keine Veganer. Letztlich kommt es nicht darauf an, ob das Fleisch im eigenen Mund oder im Mund meines Tieres landet. Entscheidend ist vielmehr, ob ich als Konsument das in vielerlei Hinsicht verbrecherische System der Tierausbeutung durch den Konsum von Tierprodukten aufrechterhalte und fördere.

Wer bei der veganen Haustierernährung von „Tierquälerei“ und „Ideologie“ spricht, zeigt damit, dass er keine Kenntnisse über Ernährungsphysiologie hat. Schlimmer noch, er hat sich nicht einmal bemüht, das wichtigste Basiswissen über Ernährung zu erlangen. Man plappert statt dessen einfach nur dümmliche Vorurteile nach.

Propagandisten und Unterstützer der Fleischindustrie sind neuerdings sogar auf die widerliche Idee gekommen das Märchen zu verbreiten, dass die vegane Fütterung gegen §2 des Tierschutzgesetzes verstossen würde.

Im Gesetz selbst heißt es allerdings: „Wer ein Tier hält, betreut, oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen“

Im Kommentar zum Tierschutzgesetz von Kluge (Hrsg.) ist näher erläutert, was dies konkret bedeutet: „Ernährung bedeutet die Aufnahme der vom Tier für den Aufbau und die Erhaltung seines Organismus sowie für sein Wohlbefinden benötigten Substanzen.“ Und genau diese vom Tier für den Aufbau und die Erhaltung seines Organismus sowie für sein Wohlbefinden benötigten Substanzen werden von einer veganen Ernährung bestens bereitgestellt. Es kommt also ernährungsphysiologisch nicht darauf an, WOHER ein Tier die Nährstoffe erhält, sondern DASS es alle Nährstoffe erhält. Das ist bei veganer Fütterung in optimaler Weise der Fall. Alle Untersuchungen und Erfahrungsberichte zeigen, dass vegan ernährte Hunde gesünder sind und durchschnittlich erheblich länger leben. Auch vegan ernährte Katzen erfreuen sich in der Regel bester Gesundheit, wenn keine groben Fehler gemacht werden.

Solche Falschmeldungen von rechtlichen und ernährungsmedizinischen Laien und Verbündeten der Tierausbeutungsindustrie sollen verantwortungsbewusste Haustierhalter verunsichern und sie von einer gesunden veganen Fütterung abhalten, den Fleischabsatz und die Profite der Tierausbeuterindustrie fördern. Dies ist unverantwortlich und moralisch mehr als bedenklich. Denn sie fügen sowohl den gequälten „Nutztieren“ als auch den wegen dieser Falschmeldungen nicht vegan ernährten Haustieren einen erheblichen Schaden zu. Denn eine vegane Fütterung ist eindeutig gesünder.

Der in der Regel bessere Gesundheitszustand und das höhere Lebensalter vegan ernährter Hunde ist ganz einfach erklärbar. Der Unterschied liegt nicht im Nährstoffgehalt, denn Hunde und Katzen erhalten sowohl durch richtig zusammengestelltes fleischhaltiges Futter als auch durch richtig zusammengestelltes veganes Futter alle erforderlichen Nährstoffe. Der Unterschied zwischen beiden Fütterungsarten und der gleichzeitige enorme Vorteil der veganen Fütterung liegt vielmehr darin begründet, dass veganes Futter im Vergleich zu fleischhaltigem Futter viel weniger gesundheitsschädliche Substanzen und weniger Giftstoffe enthält.

Denn nach Untersuchungen des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit und nach Untersuchungen französischer Gesundheitsforscher stammen bereits in humanen Nahrungsmitteln ca. 92% aller Giftstoffe aus Tierprodukten! In Tiernahrungsmitteln kommen zusätzlich noch die Schlachtabfälle hinzu, die man Menschen nicht mehr zumuten möchte.

Entscheidend sind aber die Forschungsergebnisse von Professor Dr. T. Colin Campbell und anderer Wissenschaftler, die in Untersuchungen auch an Tieren feststellten, dass gefüttertes Tierprotein der stärkste Förderer von Krebs auch bei Tieren ist. Die von Natur aus in Tierprodukten enthaltenen Hormone sind nach den Ergebnissen vieler wissenschaftlicher Studien ebenfalls starke Förderer des Krebswachstums. Selbst Biofleisch und Biomilch enthalten natürlicherweise diese krebsfördernden Substanzen!

Wie lächerlich die Propaganda gegen eine vegane Fütterung ist, zeigt besonders die Tatsache, dass der laut Guinnessbuch der Rekorde älteste Hund der Welt mit 27 Jahren streng vegan gefüttert wurde. Der älteste Hund wird nach Vorstellung dieser Propagandisten angeblich nicht artgerecht ernährt. Absurder geht es kaum! Mehr über den ältesten Hund hier: http://www.care2.com/greenliving/vegetarian-dog-lives-to-189-years.html

Mein eigener Hund wurde durch vegane Ernährung 19 Jahre alt und starb erst an Medikamentennebenwirkungen nach einer eigentlich unnötigen Augen-Operation.

Füttern Sie deshalb Ihre Haustiere vegan – aus Verantwortung Ihren Haustieren, den „Nutztieren“, der Umwelt, dem Klima und den hungernden Menschen gegenüber.

  Informieren Sie sich über die optimale vegane Ernährung Ihrer Haustiere. Kaufen Sie eines der vielen kommerziellen Fertigfutter oder stellen Sie das Futter selbst her. Wie ich es bei meinem Hund Bruno mache, können Sie auf www.ProVegan.info nachlesen.

Ein anderes sehr sensitives Thema ist das der veganen Ernährung von Kindern. Eigentlich ist längst bewiesen, dass eine gut geplante vegane Ernährung von Kindern – wobei eine gut geplante Ernährung eigentlich immer zu fordern ist – möglich ist, andererseits halten renommierte Experten und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an ihren Vorbehalten fest und warnen öffentlich vor einer veganen Ernährung von Kindern wie auch vor einer veganen Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit. Wie erklärt sich nach Ihrer Einschätzung diese Position der DGE und welche Auswirkungen könnten öffentliche Expertenwarnungen vor einer veganen Kinderernährung erzielen? Uns erreichen außerdem gelegentlich Anfragen von verängstigten Eltern, aber auch von Kindern und Jugendlichen, über mögliche Gefahren einer veganen Ernährung. Wie sollte mit solchen Ängsten umgegangen werden?

Für die Haltung der DGE kann es nur zwei Erklärungen geben: Entweder fehlen den Verantwortlichen der DGE Wissen und Fachkompetenz oder die Gelder der Nahrungsmittelindustrie sind zu attraktiv. Das können ganz legale Zahlungen direkt an die DGE sein oder auch legale Aufträge, Beraterhonorare, Vortragehonorare für die „Wissenschaftler“ der DGE.

Es wird immer wieder von verunsicherten Eltern gefragt, ob man Kinder vegan ernähren sollte. Allein die Frage zeigt schon, welche Verunsicherung die Manipulationen und Falschinformationen der Tierindustrie und der von ihnen bezahlten skrupellosen Helfer angerichtet haben. Denn es ist für mich als Arzt ein unverantwortlicher Skandal, den Kindern nicht in jedem Lebensalter die bestmögliche und damit die vegane Ernährung zukommen zu lassen. Ein Kind sollte zuerst nur mit Muttermilch ernährt und anschliessend sollten nach und nach die veganen Nahrungsmittel eingeführt werden. Denn viele chronische Erkrankungen haben ihren Ursprung in der nicht-veganen Ernährung im Kindesalter! Die vegane Ernährung für Kinder und Kleinkinder wird daher selbstverständlich u. a. auch von der „Amerikanischen Gesellschaft für Ernährung“ (ADA, neuer Name: Academy of Nutrition and Dietetics) und dem „Ärztekomitee für verantwortungsvolle Medizin“ (PCRM) empfohlen. Aber natürlich sollte die vegane Ernährung der Kinder nicht nur vegan, sondern auch gesund und damit abwechslungsreich sein. Eltern haben deshalb die Pflicht, sich im Interesse ihrer Kinder das kleine, aber notwendige Wissen über gesunde vegane Ernährung anzueignen.

Auch wenn man einmal logisch nachdenkt und kein Wissenschaftler ist, so muss einem doch sofort klar sein, dass gerade Tierprodukte, die für die schwersten Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen usw. im Erwachsenenalter verantwortlich sind, nicht auf einmal bei Kindern gesund sein können. Laut einer Untersuchung des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) stammen 92 % aller Giftstoffe in der Nahrung (Dioxine und PCB) aus Tierprodukten. Grösster einzelner Lieferant für Giftstoffe ist die Milch mit 47 %! Wie können diese Tierprodukte für Kinder gesund sein?

Sie bringen vielfältige Argumente für die vegane Lebensweise vor, die gesundheitliche Aspekte, soziale Aspekte (Bekämpfung des Welthungers), tierrechtliche und auch religiöse Aspekte einbeziehen. Welche Argumente sind für Sie selbst die Wichtigsten? Gibt es für Sie selbst so etwas wie den einen Hauptgrund für die vegane Lebensweise?  

Obwohl ich ein grosser Verfechter der gesunden veganen Ernährung bin, weil die Gesundheit ein sehr wertvolles Gut ist, haben für mich die ethischen Gründe eine herausragende Stellung. Jeder der in meiner Vegan-Broschüre aufgeführten Gründe ist für mich persönlich schon vollkommen ausreichend, um sofort vegan zu werden.

Vegan lebende Menschen kommen aus unterschiedlichen Zusammenhängen. Sie haben durchaus unterschiedliche gesellschaftliche Überzeugungen. Stark sind auch die Unterschiede im Bereich der Einstellungen zu religiösen Fragen. Die Variationsbreite innerhalb der „veganen Szene“ reicht hier von Atheismus und Religionskritik über agnostische Denkansätze bis hin zu den traditionellen Religionen oder eher außerhalb der traditionellen Religionen verankerten spirituell-esoterischen Vorstellungen. Genügt aus Ihrer Sichtweise die vegane Lebensweise, um ein gemeinsames Handeln dieser unterschiedlichen Menschen und Gruppierungen zu ermöglichen? Ist eine Zusammenarbeit für die Verbreitung der veganen Lebensweise bei so vielen Differenzen überhaupt möglich und sinnvoll?

Nein, eine Zusammenarbeit aller Kräfte ist leider nicht möglich, weil sich zu viele Selbstdarsteller, ideologisch Verbohrte, psychisch Angeschlagene, politische Extremisten, Besserwisser usw. innerhalb der Tierrechtsszene und im Veganismus tummeln. Meine Empfehlung: Jeder soll sein Bestes für die Tiere und den Veganismus geben, aber nicht andere bekämpfen, die etwas für die Tierrechte und den Veganismus tun möchten. Ich selbst arbeite deshalb nur mit Personen und Gruppen zusammen, die meine Sicht der Dinge teilen und andere innerhalb der Tierrechtsszene nicht bekämpfen. Ich habe keine Lust, meine Zeit mit ideologischen Diskussionen und Streitereien zu vergeuden. Wenn es allerdings um Diskriminierung von Minderheiten geht, auch innerhalb der Tierrechtsszene, beziehe ich klar Stellung. Denn wenn man gegen die Diskriminierung von Tieren ist, dann ist es absurd, Menschen zu diskriminieren.

Auch wenn es Unterschiede im Hinblick auf Sympathien für die vegane Lebensweise geben mag, ist doch festzustellen, dass sich keine relevante politische Partei für eine vegane Gesellschaft einsetzt. Kann und wird die weitere Verbreitung der veganen Lebensweise Ihrer Einschätzung nach nur abseits parteipolitischer Konstellationen erfolgen? Was halten Sie für die besten Weg, um die Ausbreitung der veganen Idee und Lebensweise zu fördern?

Politiker sind mehrheitlich Opportunisten. Wer sich als Politiker jetzt für den Veganismus ausspricht, wird nicht gewählt von einer Bevölkerung, die mehrheitlich denkt, dass Fleisch und Milchprodukte gesund und eine vegane Lebensweise extrem sei. Das Gegenteil entspricht allerdings der Wahrheit. Deshalb ist die Verbreitung guter, kompakter, verständlicher Informationen der beste Weg zur Ausbreitung der veganen Idee. Diesen Weg verfolge ich seit 2009 mit der Verbreitung der Vegan-Broschüre immer konsequenter. Und seit 2009 geht es erfreulicherweise mit dem Veganismus sichtbar aufwärts. Wichtig ist allerdings, dass die gesundheitlichen Vorteile der veganen Ernährung hervorgehoben werden. Denn die meisten Menschen sind leider Egoisten, die auf ihren eigenen Vorteil aus sind. Die Belange der Tierrechte werden schon seit Jahrzehnten bestens von erstklassige Autoren vertreten, aber wenig hat sich in dieser langen Zeit getan. Erst seitdem immer mehr Ärzte und Ernährungswissenschaftler die gesundheitlichen Vorteile der veganen Ernährung herausstellen, geht es mit dem Veganismus deutlich vorwärts. Studien der Universität Hohenheim zu den Motiven auf Fleisch zu verzichten, zeigen eindeutig, dass der gesundheitliche Aspekt am wichtigsten ist.

Einerseits entsteht derzeit der Eindruck – auch aufgrund vieler Medienberichte – dass vegan wirklich im Trend liegt. Andererseits zeigen Umfragen nach wie vor, dass nur eine kleine Minderheit der Menschen vegan legt, was im übrigen auch unseren eigenen Erfahrungen in unserem sozialen Umfeld entspricht. Wenn wir einmal von unseren Hoffnungen und Wünschen absehen, wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein? Wird der Anteil vegan lebender Menschen substantiell zunehmen? Glauben Sie, es wird eines Tages eine vegan lebende Menschheit geben?

Natürlich wird der Anteil der sich vegan ernährenden Menschen stark zunehmen. Nach meinen Erfahrungen hängt die Ausbreitung des Veganismus von der Qualität unserer Informationsarbeit ab. Wir müssen den Menschen klar und deutlich die ungeschminkten Informationen liefern. Die Verrücktheiten einiger Veggie-Organisationen mit einem fleischfreien Tag und den Empfehlungen für einen langsamen Umstieg sind eher kontraproduktiv. Denn nur wenn die Menschen konsequent auf gesunde vegane Ernährung umsteigen, können sie die ganzen Vorteile dieser Umstellung am eigenen Leib erfahren und die Sucht nach Käse und anderen fetten Nahrungsmitteln überwinden. Zudem ist ein langsamer Umstieg auch psychologisch das falsche Signal. Denn wenn eine vegane Ernährung wirklich so wichtig für unsere Gesundheit, für die Umwelt, für das Klima, für die Hungernden und für die Tiere ist, dann ist es ethisch auch falsch, einen fleischfreien Tag oder einen langsamen Umstieg zu propagieren. Wenn etwas richtig ist, dann macht man das Richtige sofort und konsequent.

Ich jedenfalls habe sehr positive Erfahrungen mit der wahrheitsgetreuen und schonungslosen Aufklärung gemacht. Im persönlichen Umfeld, bei Mitarbeitern in meinen Firmen und bei meinen Kunden sind mittlerweile mehr Menschen vegan geworden, als ich das vorher für möglich gehalten hatte. Wer die richtigen Informationen erhält, der wird in der Regel sofort vegan oder gar nicht. Wenn Menschen langsam Schritt für Schritt vegan geworden sind, so liegt dies meist darin begründet, dass sie erst nach und nach die notwendigen Informationen erhalten haben. Genau das möchte ich ändern.

Wir werden nicht alle Menschen vom Veganismus überzeugen können, weil einfach ein Mindestmass an Intellekt und / oder Mitgefühl dafür notwendig ist. Aber meine Hoffnung besteht darin, dass einmal eine Mehrheit vegan leben wird und sich der Veganismus in einem demokratischen Prozess durchsetzen wird.

Wie würde sich eine Welt mit einer vegan lebenden Menschheit von der derzeitigen Welt Ihrer Ansicht nach unterscheiden?

Ganz sicher würde eine Welt mit deutlich weniger chronisch Kranken, ohne Tierausbeutung, ohne Hungernde und ohne Klimawandel eine bessere und lebenswertere sein.

Der Veganismus kann auch als die konsequente Form des Vegetarismus verstanden werden. Insofern wären alle Veganer Vegetarier, aber nicht umgekehrt alle Vegetarier Veganer. Wie bewerten Sie den nicht-veganen Vegetarismus? Ist es bereits ein Fortschritt, wenn ein Mensch sich vegetarisch ernährt, oder ist das im Grunde das Gleiche, als wenn er oder sie weiterhin Fleisch äße? Sollte der Vegetarismus aus veganer Sichtweise als Verbündeter, als Gegner oder als irgendetwas in der Mitte dazwischen betrachtet werden? Wie sollten vegan lebende Personen mit Vegetariern umgehen? Gibt es Möglichkeiten zur Kooperation oder sollte eine klare Abgrenzung hergestellt werden? Was halten Sie in diesemZusammenhang von Kampagnen, wie „Vegetarier sind Mörder“.  

Vegetarismus ist kein Fortschritt, sondern im Grunde genommen moralisch und gesundheitlich wie Fleischkonsum zu beurteilen. Denn für Milch und Eier leiden und sterben die Tiere genauso. Und die gesundheitlichen Folgen des Konsums von Milchprodukten sind verheerend. Die Kampagne „Vegetarier sind Mörder“ halte ich nicht für zielführend, obwohl die Aussage wahr ist. Ich unterscheide nicht zwischen Vegetariern und Omnivoren. Am schlimmsten sind für mich aber diejenigen, die genau um die Folgen ihres Konsums für die Tiere, die Umwelt und die Hungernden wissen und es trotzdem tun, gleichgültig ob es nun Vegetarier oder Omnivore sind.

Sehen Sie eigentlich „vegan“ als das große Menschheitsthema oder eher als ein Thema unter vielen?

Veganismus ist wohl das wichtigste Thema überhaupt, dass die Zukunft dieser Welt bestimmt. Deshalb engagiere ich mich.

Gibt es irgendetwas, was unsere Leserinnen und Leser tun können, um Ihre Aufklärungsarbeit über die vegane Ernährung zu unterstützen?

Vegan-Broschüren verteilen und meine Stiftung finanziell unterstützen.

Wie wird es bei Ihnen selbst weitergehen? Haben Sie weitere Pläne oder Projekte, die für unsere Leserinnen und Leser interessant sein könnten?

Ich möchte ProVegan in möglichst vielen Ländern etablieren. Wenn immer möglich in Verbindung mit einem Tierrettungshofs, so wie es jetzt in Spanien mit El Hogar ProVegan geschieht.