„Immer wieder kursieren Warnungen vor Fluorid im Internet: Das Spurenelement vergifte den Körper, heißt es da, Fluorid sei eine der größten Gesundheitslügen. Diese Warnungen wurden in den vergangenen Wochen tausendfach auf Twitter und Facebook geteilt und sorgten für große Verunsicherung bei den Verbrauchern. Insbesondere Zahnpasta bereitet vielen Unbehagen, denn seit einigen Jahrzehnten wird diese künstlich mit dem Spurenelement angereichert. Dafür gibt es auch gute Gründe. Die Erfolgsgeschichte des Fluorids begann mit einer Beobachtung in der Zeit vor den siebziger Jahren, als Trinkwasser praktisch die einzige Fluoridquelle war: In Gegenden, in denen das Spurenelement natürlicherweise im Trinkwasser vorkam, hatten die Menschen deutlich häufiger weiße Flecken auf den Zähnen. Sie entwickelten aber auch deutlich seltener Karies als die Menschen in vergleichbaren Regionen, in denen das Trinkwasser kaum Fluorid enthielt.
Heute belegen zahlreiche Studien zweifelsfrei die positive Wirkung des Spurenelements. Mit modernen Zahnpasten lassen sich durch das Fluorid bis zu 40 Prozent aller Kariesfälle verhindern. “Der Nutzen ist auf höchstem wissenschaftlichen Niveau untersucht”, sagt Stefan Zimmer, der an der Universität Witten/Herdecke den Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahntechnik leitet. Die Stiftung Warentest bewertet das Spurenelement als so bedeutend, dass alle Zahnpasten ohne Fluorid in ihren Tests sofort durchfallen. Als Konsequenz begannen manche Länder, darunter Australien, die USA und Großbritannien, ihr Trinkwasser künstlich mit Fluorid anzureichern. Auch die Deutschen diskutierten darüber, entschieden sich aber dagegen. Eine solche “Zwangsmedikation” konnte sich hierzulande nicht durchsetzen. Stattdessen aber reicherte man Produkte mit Fluorid an: Es wurden spezielle Gele, Mundspülungen, Tabletten und sogar fluoridiertes Salz entwickelt.
Dass viele Menschen dem Fluorid trotzdem skeptisch gegenüber stehen, liegt wahrscheinlich auch an einem chemischen Missverständnis: Anders, als es der Name vermuten lässt, hat Fluorid kaum etwas mit dem hochgiftigen, reinen Fluor zu tun. Das chemische Element ist tatsächlich hochreaktiv und frisst sich durch viele Materialien. Dagegen ist Fluorid, das als Salz (zum Beispiel Natrium- oder Kalziumfluorid) vorkommt, weitgehend ungefährlich. Ähnlich ist es beim Kochsalz (Natriumchlorid), das kaum etwas mit dem Chlor im Schwimmbecken zu tun hat.“
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Lieber Herr Henrich,
kennen Sie das Buch von Bruker/Ziegelbecker “Vorsicht Fluor”?
Mich interessiert besonders der Widerspruch zwischen einerseits den Aussagen von Prof. Dr.med.dent. Stefan Zimmer, die vermutlich auf dem beobachteten Wirkungsmechanismus der Fluoridierung, und den von Bruker/Ziegelbecker auch genannten kurzfristigen statistischen Erfolgen beruhen, und den langfristigen Folgen, zu denen von Bruker/Ziegelbecker aufzeigen, dass auf Grund von länger laufenden Statistiken die Trinkwasserfluoridierung eigentlich überall auf der Welt wieder abgeschafft wurde.
Der Dame, die bei meinem Zahnarzt die professionelle Zahnreinigung macht, habe ich das hier zu lesen gegeben:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3491930/pdf/ehp.1104912.pdf
Wie ist ihre Meinung dazu?
Freundliche Grüße und weiter so mit ihrem Blog
Über die positive Wirkung von Fluorid auf die Zähne besteht kein Zweifel. Über die Toxizität von Fluorid auch nicht. Deshalb schluckt man es auch nicht runter. Wer trotzdem Angst hat, benutzt es einfach nicht. Fazit: Ich empfehle Fluorid und nutze es auch selbst. Schlucke es aber nicht ?
Es tut mir leid, wenn sich das wie ein Nachtreten aussieht, darum geht es mir nicht, es geht mir um die Diskussion.
In dem genannten Buch werden nämlich durchaus erhebliche Zweifel über die angebliche positive Wirkung von Fluorid auf die Zähne angemeldet…
Und aus der Art, wie Fluorid in diesem Bereich überhaupt in die – medizinische – Diskussion gebracht wurde, scheint mir ein weiterer Abgrund in der Medizingeschichte aufgetan.
Ich zitiere aus http://www.tolzin.de/fluor/index.html :
“Die Fluor-Entwicklung in der Bundesrepublik nach H. Schöhl.
[…]
Ende November 1953 gründete H. J. Schmidt die Arbeitsgemeinschaft für Fluorforschung und Kariesprophylaxe’ (ORCA) mit dem Ziel der Verbreitung der Fluormedikation und der Zeitschrift ,Caries Research’ (Editor König). Fördernde Mitglieder waren lt. Verzeichnis vorwiegend die Zucker-, Süßwaren- und Fluorindustrie.
[…]
Professor Rheinwald (,Ich habe im letzten Augenblick davon erfahren’) im Auditorium war der einzige, der darauf entgegnen konnte, wurde aber sogleich von 3-4 Kollegen am Vorstandstisch niedergeredet.
[…]”