«Drei von vier Mexikanerinnen und Mexikanern sind übergewichtig und jede Dritte und jeder Dritte sogar fettleibig (Body-Mass-Index von 30 und darüber). Diabetes ist in Mexiko längst die Todesursache Nummer 1. Deshalb besteuert die Regierung das weit verbreitete Junk-Food. Seit 2020 warnen schwarze Warnhinweise vor ungesunden Lebensmitteln. Dagegen wehrte sich Nestlé mit allen Mitteln. Die Schweizer Behörden halfen dem Konzern tatkräftig dabei. Das zeigen vertrauliche E-Mails zwischen Nestlé und dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco unter SVP-Bundesrat Guy Parmelin, welche Public Eye Anfang Juli publik machte. Weil grosse Medien nur spärlich darüber berichteten, veröffentlichen wir hier die Recherche von Public Eye.»
«Die jüngsten Zahlen dazu stammen aus der nationalen Gesundheitsstudie von 2020. Sie sind erschreckend: Unter den fünf- bis elfjährigen Kindern sind 38 Prozent übergewichtig oder gar fettleibig. Und unter den Mexikaner*innen ab 20 Jahren sind 74 Prozent zu dick. Über ein Drittel der Erwachsenen ist fettleibig. Damit ist Mexiko innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das «zweitschwerste» Land hinter den USA.»
«Die aus mexikanischen Akademiker*innen und Aktivist*innen bestehende «Allianz für gesunde Ernährung» sieht die Hauptursache der Übergewicht-Epidemie in einem «beschleunigten Verfall der Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung», der sich einerseits in einem Rückgang des Konsums von Früchten, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchten äussere und andererseits in einer «exponentiellen Zunahme» des Konsums von raffiniertem Mehl, Softdrinks und «allgemein von hoch verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken».»
«Am 1. Oktober 2020 tritt die NOM-051 in Kraft. Die PAHO bezeichnet die Norm als «die fortschrittlichste und umfassendste Regelung weltweit». Dass die Schweiz das Land am nächsten TBT-Meeting von Ende Oktober noch einmal auffordert, die Norm zu «überprüfen, um eine angemessene Versorgung des mexikanischen Marktes mit Lebensmitteln und Getränken insbesondere während der COVID-19-Pandemie sicherzustellen», ändert nichts mehr daran. Offenbar beginnen die Lebensmittelkonzerne aufgrund der neuen Gesetzgebung rasch damit, die Rezepturen ihrer Produkte anzupassen. Und die mexikanischen Behörden scheinen demonstrieren zu wollen, dass sie es mit der Umsetzung der neuen Norm ernst meinen: Im April ziehen sie über 10’000 Produkte von 80 Marken aus dem Verkehr, die nicht korrekt beschriftet sind – darunter zwei Sorten Cornflakes von Nestlé.»
Anmerkungen:
- Es ist ein Skandal, dass ein zivilisierter Staat wie die Schweiz in unangemessener Weise dabei hilft, die Menschen mit ungesunden Nahrungsmitteln krank zu machen.
- Meine Hochachtung vor den Regierungen Mexikos, Perus und Chiles, die ihre Bevölkerung vor gesundheitsschädlichem Junkfood zumindest warnen möchten.
- Es ist mir schlicht ein Rätsel, dass Tierprodukte nicht zum Junkfood gezählt werden. Denn aus den Studien geht eindeutig hervor, dass Tierprodukte in erster Linie für Übergewicht und Fettleibigkeit verantwortlich sind. In einer Studie der ETH Zürich wurden die Ernährungsgewohnheiten bei übergewichtigen und normalgewichtigen Schweizer Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren untersucht. Dabei erwies sich die Proteinaufnahme durch den Fleischverzehr als der entscheidende Ernährungsfaktor, der den Body-Mass-Index beeinflusste. https://www.provegan.info/de/studien/alle-studien/fleischkonsum-macht-kinder-fuer-uebergewicht-anfaellig-1/
- Indirekt bestätigt wird dies durch Studien, die feststellten, dass nur bei Veganern im Durchschnitt ein gesundes Idealgewicht festgestellt werden kann, alle anderen Ernährungsformen aber im Durchschnitt einen BMI von über 25 und somit Übergewicht aufweisen. Bei den Veganern in den Studien wurde – wie leider üblich – nicht zwischen vollwertiger pflanzlicher Ernährung und veganem Junkfood unterschieden, so dass auch die Junkfood-Veganer mit einem hohem Konsum von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln und raffiniertem Zucker in die Wertung eingingen.