Liebe Freundinnen und Freunde einer Natur ohne Jagd,
in den letzten Tagen überschlagen sich wieder die Meldungen von Jagdunfällen, Toten und Verletzten durch Jäger und Jägerwaffen. Betroffen sind nicht nur die Jäger selbst, sondern auch unbeteiligte Menschen, die sich in ihrem Garten oder in der freien Natur aufhalten – sowie unsere Haustiere.
Lesen Sie die aktuellen Fälle:
Menschen als Jägeropfer
19.9.12: Jäger erschoss Sohn
Ein 62-jähriger Jäger hat in Italien bei der Jagd aus Versehen statt eines Hasen seinen 32-jährigen Sohn erschossen. Der Jagdunfall ereignete sich in der Nacht gegen 5:30 Uhr in den Wäldern oberhalb Fiesole bei Florenz. (Quelle: La Repubblica Firenze, 19.9.2012)
17.9.12: Entenjagd – Mann in den Kopf geschossen
Ein 31-jähriger Mann aus Ansbach wurde von einem Jäger in den Kopf geschossen. Der Mann war am Sonntagnachmittag in seinem Garten, als sein Hinterkopf plötzlich von Schrotkörnern getroffen wurde. „Es stellte sich heraus, dass zur gleichen Zeit ein Jäger 200 Meter entfernt versucht hatte, eine vorbeifliegende Ente zu erlegen“, meldet www.nordbayern.de am 17.9.2012. Die Polizei ermittele gegen den Jäger wegen gefährdender Jagdausübung und fahrlässiger Körperverletzung.
8.9.12: Jäger erschießt 26-Jährigen im Maisfeld
„Ein 26-jähriger Mann starb am frühen Samstagmorgen bei einem Maisfeld in der Nähe von Schönwald, nachdem er von einem 51-jährigen Jäger aus dem Landkreis Wunsiedel vermutlich mit einem Wildschwein verwechselt und durch einen Schuss aus dem Jagdgewehr in die Brust getroffen worden ist“, heißt es in der gemeinsamen Pressemeldung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Hof vom 8.9.2012. Der vom Jäger kurz nach 5 Uhr alarmierte Notarzt habe dem jungen Mann aus dem Landkreis Hof nicht mehr helfen können. „Die Umstände dieser fatalen Schussabgabe sind noch unklar“, so die Polizei.
6.9.12: Jäger mit Wildschwein verwechselt
Bei einer Erntejagd in einem Maisfeld in Havekost wurde am 30.8.2012 ein Jäger von seinem 60-jährigen Jagdkollegen angeschossen und erlitt schwere Beinverletzungen. Dies berichten die Lübecker Nachrichten am 6.9.2012. Demnach wollten drei Jäger in einem Maisfeld den „Schlag durchdrücken“, um Wildschweine herauszutreiben und zu schießen. Die Lübecker Nachrichten wollten offenbar der Sache auf den Grund gehen und fragten an verschiedenen Stellen nach – doch aus Jagdkreisen wolle sich kaum jemand äußern: „Offenbar spricht man in Jagdkreisen nicht gern über solche Unfälle. Und mehrere andere Jäger gaben gegenüber den LN an, nie wieder zu Jagden eingeladen zu werden, wenn sie sich öffentlich äußern würden“, so die Zeitung.
5.9.12: Jäger erschießt aus Versehen besten Freund
„Jäger erschießt aus Versehen seinen besten Freund“, titelt wort.lu am 5.9.2012. Demnach habe ein Jäger bei einer Jagd in der belgischen Provinz Namur einen anderen Jäger – ausgerechnet seinen besten Freund – erschossen, weil er ihn für ein Wildschwein hielt: „Ich wollte eigentlich gerade die Jagd beenden. Dann sah ich einen schwarzen Fleck, den ich für ein Wildschwein hielt, das zu einem Maisfeld unterwegs war. Ich hätte niemals gedacht, dass es sich um Thierry (das Opfer) handelte“, zitiert das Blatt den Schützen.
5.9.12: Jäger erleidet Schussverletzung
„Jäger erleidet Schussverletzung“, titelt die Redaktion_LocalXXL am 5.9.2012. Demnach hat sich bei Stendal ein 74-jähriger Jäger aus Versehen selbst in die Hand geschossen, als er seinen Revolver überprüfte.
2.9.12: Jäger schoss sich selbst in die Hand
„Jäger schoss sich selbst in die Hand“, titelt der ORF am 2.9.2012. Demnach sei der Jäger gerade auf Pirsch gegangen, als er ausrutschte und mit der Waffe stürzte. Dabei habe sich aus dem Jagdgewehr der Schuss gelöst.
24.8.12: Jäger verfehlt Hase und trifft Kollegen
„Jäger verfehlt Hase und trifft Kollegen“, titelt die Augsburger Allgemeine am 24.8.2012. Bei einer Treibjagd am 27. November 2011 im Kreis Dachau hatte ein 44-jähriger Jäger durch einen Fehlschuss einen 42-jährigen Kollegen lebensgefährlich verletzt. Das Amtsgericht Dachau habe gegen ihn nun einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Körperverletzung erlassen, so die Zeitung.
Die Initiative zur Abschaffung der Jagd hat für das Jahr 2011 über 40 Tote sowie Hunderte Verletzte durch Jäger und Jägerwaffen in Deutschland dokumentiert – aufgrund vorliegender Presseberichte und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Offizielle Statistiken über Menschen, die Opfer von Jägern und Jägerwaffen wurden gibt es nicht – Jäger zählen nur die Zahl der Wildtiere, die sie erschießen.
So zählt das Statistische Bundesamt lediglich „tödliche Unfälle mit Feuerwaffen“ (für 2010 werden 11 Tote genannt). In die Rubrik „tödliche Unfälle mit Feuerwaffen“ fällt allerdings höchstens der klassische Jagdunfall – wenn ein Jäger bei der Jagd einen Jägerkollegen aus Versehen erschiesst und es wirklich ein Unfall und keine fahrlässige Tötung war. Fahrlässige Tötung und natürlich alle Familientragödien („Jäger erschiesst Ehefrau“) sowie andere Straftaten mit Jägerwaffen („Jäger erschiesst Mieter“) fallen nicht in die Rubrik „Unfälle“. Deswegen tauchen diese Fälle auch nicht bei den Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften auf, die jedes Jahr immerhin um die 1.000 Verletzte durch Jagdunfälle zählen.
Betroffen von den „Unfällen“ sind immer wieder auch unbeteiligte Menschen wie Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer oder Landwirte auf dem Feld, die von Jägerkugeln getroffen und verletzt werden.
Haustiere als Jägeropfer
Auch unsere Haustiere werden immer wieder Opfer von Jägern: Jedes Jahr werden etwa 300.000 Katzen und über 30.000 Hunde von Jägern erschossen oder in Fallen gefangen. Ganz aktuell sind die beiden folgenden Meldungen:
19.9.12: Jäger erschießt Pferd statt Wildschwein
Ein Jäger hat ein Pferd auf einer Wiese erschossen. In der Nacht zum Sonntag habe der Jäger bei Oberried (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) an einem Wiesenrand eine Wildsau entdeckt, meldet WELT online am 19.9.2012. „Nachdem der erste Schuss daneben gegangen war, erlegte er mit dem zweiten den 20-jährigen Wallach.“ Der Jäger sei jedoch froh, dass bei dem Vorfall keine Menschen verletzt worden seien, schreibt die Badische Zeitung am 17.9.2012. Den Jagdschein müsse der Schütze vorerst aber nicht abgeben.
14.9.12: „Tödliche Schüsse auf Katzen sind legal“
Der NDR berichtet am 14.9.2012, dass im Delmenhorster Stadtteil Hasbergen nach Angaben einiger Anwohner Tiere angeschossen worden und an den Verletzungen verendet seien. So hat Katzenbesitzerin Marion Adolph ihren Kater „Krümel“ erschossen aufgefunden. Inzwischen holt sie die Katzen ins Haus, wenn sie abends die Jäger zum Hochsitz fahren sieht.
Kreisjägermeister Helmut Blauth weist vor der Kamera darauf hin, dass es legal sei, eine Katze zu erschießen, die sich mehr als 300 Meter von einem Wohngebiet entfernt aufhalte. Jäger seien durch den sogenannten Jagdschutz gesetzlich dazu verpflichtet, Wildtiere vor wildernden Hunden und Katzen zu schützen.
Sehen Sie den NDR-Bericht vom 14.9.2012:
http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/katzen127.html
Machen Sie mit: Online-Petition „Stopp der Bejagung von Wildtieren in Deutschland“
http://www.avaaz.org/de/petition/Stopp_der_Bejagung_von_Wildtieren_in_Deutschland/?launch