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Omega-6-Fettsäuren erhöhen das Wachstum von dreifach negativem Brustkrebs über den mTORC1-Signalweg. Bevölkerungsdaten zeigen einen Zusammenhang zwischen einem hohen Omega-6/Omega-3-Verhältnis und einer erhöhten Gesamtmortalität sowie Krebsmortalität.

Von Nicolas Hulscher, MPH

Die Studie mit dem Titel „Direct sensing of dietary ω-6 linoleic acid through FABP5-mTORC1 signaling  wurde kürzlich in der Zeitschrift Science veröffentlicht:

GRUNDLAGE

ω-6-Linolsäure (LA) ist das in der westlichen Ernährung am häufigsten genutzte ungesättigte Fett und wird aus tierlichen Produkten (aus Getreide- statt Grasfütterung) und verarbeiteten Lebensmitteln gewonnen, die Pflanzenöle wie Distelöl enthalten. Es wurden viele fallkontrollierte retrospektive und prospektive Studien durchgeführt, die die Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von ω-6-LA und der Brustkrebsinzidenz untersuchten, aber die Schlussfolgerungen sind häufig widersprüchlich. Diese Komplexität wird durch die Heterogenität des Brustkrebses noch verstärkt: Auf Grundlage der Expression von Hormonrezeptoren bzw. deren Fehlen werden die Patientinnen in vier klinische Hauptsubtypen stratifiziert, die jeweils unterschiedliche molekulare Eigenschaften und therapeutische Empfindlichkeiten aufweisen. Da ω-6-LA ein essentieller Nährstoff ist, stellten wir die Hypothese auf, dass der mTOR-Signalweg ihre Verfügbarkeit erkennt und durch diese aktiviert wird, was zu einer verstärkten Proliferation von Brustkrebszellen in Subtyp-spezifische Weise führt.

ERGEBNISSE

Anhand eines umfangreichen Panels von Brustkrebszelllinien und von Patienten stammenden Xenograft-Tumoren (PDX) konnten wir beobachten, dass ω-6 LA mTORC1 aktivieren kann, allerdings nur in Modellen mit dreifach negativem Brustkrebs (TNBC), dem aggressivsten Subtyp, für den es keine gezielte Therapie gibt. Wir stellten fest, dass die Konzentrationen des Lipid-Chaperons Fatty Acid–Binding Protein 5 (FABP5) bei TNBC signifikant höher waren als bei hormonrezeptorpositiven Tumoren und dass FABP5 direkt mit mTORC1 interagierte, um Komplexbildung, Substratbindung und subzelluläre Lokalisierung zu regulieren. Insbesondere konnten wir die Relevanz dieses FABP5-mTORC1-Signalwegs in vivo nachweisen, indem wir Tieren eine mit Distelöl angereicherte Diät gaben, die das TNBC-Tumorwachstum förderte. FABP5 und ω-6 PUFAs scheinen einen „perfekten Sturm“ nährstoffgesteuerter Signalereignisse auszulösen, und beide Faktoren sind auch im Serum neu diagnostizierter TNBC-Patienten erhöht.

SCHLUSSFOLGERUNG

Zunehmende Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Ernährungsgewohnheiten den Krebsverlauf beeinflussen können. Es besteht grosses klinisches Interesse daran, die molekularen Mechanismen hinter diesen Zusammenhängen zu verstehen, um Ernährungsempfehlungen besser zu gestalten. Unsere Ergebnisse liefern nicht nur eine mechanistische Erklärung für die heterogenen Reaktionen verschiedener Brustkrebssubtypen auf Nahrungsfette, sondern eröffnen auch wichtige Einblicke in die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen der Aufnahme von ω-6-LA und Brustkrebs. Zukünftige Ernährungsstudien könnten eine Stratifizierung der Patienten anhand der FABP5-Expression und des dreifach negativen Status in Betracht ziehen.

Vereinfacht ausgedrückt: Fette in Samenölen wie Distel-, Sonnenblumen-, Soja- und Maisöl sind reich an Omega-6-Linolsäure. Diese Studie ergab, dass Linolsäure nicht nur als Energiequelle dient, sondern auch das Krebswachstum aktiv fördern kann, indem sie einen wichtigen Wachstumspfad in aggressiven Brustkrebszellen aktiviert. Insbesondere bei dreifach negativem Brustkrebs wird Linolsäure von einem Fettsäure-bindenden Protein namens FABP5 erkannt, das daraufhin mTORC1 aktiviert, einen Proteinkomplex, der Zellwachstum und Stoffwechsel steuert. Diese Entdeckung trägt zur Erklärung bei, warum eine Ernährung mit hohem Omega-6-Samenölanteil bestimmte Krebsarten verschlimmern kann, und eröffnet die Möglichkeit für personalisierte Ernährungsstrategien, die auf Tumortyp und Fettsäurestoffwechsel basieren.

Einer kürzlich durchgeführten bevölkerungsbasierten Kohortenstudie (n = 85.425) zufolge scheint der wichtigste Faktor, der die gesundheitlichen Folgen im Zusammenhang mit der Aufnahme von Nahrungsfetten beeinflusst, das Verhältnis von mehrfach ungesättigten Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren (PUFAs) zu sein.

Referenzen:

Nikos Koundouros et al. ,Direct sensing of dietary ω-6 linoleic acid through FABP5-mTORC1 signaling.Science387,eadm9805(2025).DOI:10.1126/science.adm9805

Yuchen ZhangYitang SunQi YuSuhang SongJ Thomas BrennaYe ShenKaixiong Ye (2024) Higher ratio of plasma omega-6/omega-3 fatty acids is associated with greater risk of all-cause, cancer, and cardiovascular mortality: A population-based cohort study in UK Biobank eLife 12:RP90132.

https://www.thefocalpoints.com/p/new-study-seed-oil-fats-fuel-aggressive