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Alles seit Jahren bekannt, sogar der notorisch tierfeindlichen WELT ist das zu viel:

„Schlachter zielen unter Zeitdruck manchmal gar nicht erst auf das Hirn. Sie postieren sich stattdessen hinter dem Tier und schießen ihren Bolzen in dessen Genick. Dadurch wird das Rind aber nicht sofort getötet. Vielmehr bricht es gelähmt, aber bei Bewusstsein zusammen. Was die Tiere dann erleben, mag man kaum beschreiben. Denn: Im Schlachthof ist als nächstes vorgesehen, die Tiere am Haken aufzuhängen und aufzuschneiden. Laut Landestierschutzverband sind etwa ein knappes Drittel der Bolzenschüsse fehlerhaft, davon wären allein in NRW über 200.000 Rinder betroffen.“

„Nicht besser ergeht es manchen der rund 17,5 Millionen Schweine, die in NRW (Stand 2013) pro Jahr geschlachtet werden … Nicht immer sitzt die Betäubung, nicht immer ist der Stich tödlich. Manchmal wird in der Eile nur ein Nebengefäß getroffen oder das Hauptgefäß ungenügend aufgeschnitten. Und so erwachen laut dem bundeseigenen Max-Rubner-Institut immer wieder Schweine, während sie in rund 60 Grad heißem Wasser gebrüht werden, während eine Maschine sie enthaart oder gar aufschneidet. Wie häufig sie diese Marter ertragen müssen, ist kaum verlässlich zu sagen. Laut betriebseigenen Kontrollen des Fleischunternehmens Tönnies ist rund ein Prozent der Tiere womöglich ungenügend betäubt. Dagegen schätzt der Landestierschutzverband, dass ein bis zehn Prozent der Schweine nicht vollständig betäubt geschlachtet werden. Noch schwerer lässt sich die Fehlerquote bei den über 100 Millionen Hühnern beziffern, die pro Jahr im Land getötet werden. Unbestritten ist nur eins: Auch von ihnen werden einige bei Bewusstsein erstochen und geköpft.“

„Anders, als es das Klischee verlangt, postulieren die Tierschützer aber keineswegs ein völliges Schlachtverbot und Zwangsvegetarismus fürs Volk. Ihre Sofort-Forderungen sind bescheidener.“

Und genau deshalb verbessert sich nichts für die Tiere, sondern es wird immer schlimmer für die Tiere. Es ist absurd, wenn Tierschützer nicht ein Schlachtverbot fordern. Denn wer wenig fordert, wird nichts bekommen. Wer viel fordert, wird wenigstens etwas bekommen.

„Aber selbst wenn die Anlaufstelle geschaffen würde, ein Problem erscheint kaum lösbar in Massenbetrieben: das der Abstumpfung. Wer über Jahre hinweg täglich tausendfach tötet, der verroht, glaubt Ralf Unna. Das ließe sich am ehesten verhindern, wenn die Tiere auf kleinen Höfen geschlachtet würden – ohne Fließband und Zeitdruck, in Gegenwart des Bauern, der sie großzog und dem an seinem Tier in aller Regel etwas liegt. Aber solch ein Schlacht-Idyll, da gibt sich Unna keiner Illusion hin, könne sich nicht durchsetzen. Der Fleischhunger der Deutschen sei dafür – noch – zu groß.“

http://www.welt.de/print/wams/nrw/article140089566/Arme-Schweine.html