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„Selbst wenn man davon ausgeht, dass ein Teil des gestiegenen Fleischaufkommens in den Export geht, bleibt ein weitgehend stabiler Verzehr hierzulande. Und insgesamt hat sich mit den gestiegenen Zahlen das Leid der Kreaturen weiter verschärft. Gewonnen haben bei der vegetarisch-veganen Welle, auf der selbst klassische Fleischproduzenten reiten, die Hersteller, Vermarkter und Distributoren. Die Tiere haben verloren. Sie verlieren immer.“
Ingolf Bossenz in seinem jüngsten Artikel: http://www.neues-deutschland.de/artikel/961608.vegetarier-veganer-verlierer.html

Ja, Ingolf Bossenz hat mit dieser Aussage Recht. Das Tierleid nimmt immer mehr zu. Es gibt keinen Grund zu feiern. Insgesamt ist die Gesamtbilanz der veganen Tierrechtsbewegung bescheiden. Da gibt es keine Beschönigung. Es gibt zwar inzwischen deutlich mehr Veganer, aber was die Veganer weniger an Tierqualprodukten essen, kompensieren offenbar die Nicht-Veganer durch einen höheren Konsum. Da sieht man, wohin die Lobpreisungen des sog. „Flexitariers“ durch einige Organisationen geführt haben.

In der Anfangszeit vor vielen Jahren hatte ich gehofft, dass der Veganismus einen wirklich entscheidenden Durchbruch schaffen könnte. Zu gut erschienen mir die Argumente für Tierrechte, Hungernde, Umwelt und die Gesundheit. Schnell wich aber dem Optimismus der Realismus. Die Masse der Egoisten ist einfach sehr gross und das unsinnige Bekämpfen innerhalb der Tierrechtsbewegung ein Wahnsinn. Auch die Organisationen, die bei allen beliebt sein wollen und eine Reform bzw. „Humanisierung“ der Tierausbeutung propagieren (und mit den Tierausbeutern gemeinsame Sache machen), sind (trotz wahrscheinlich gutem Willen) ein Hindernis für einen Fortschritt der Tierrechte, denn etwas weniger Tierleid ist immer noch Leid und Tiermord bleibt Mord, unter welchen „humanen“ Umständen der Mord auch immer geschehen mag. Das Ergebnis solcher „Reformen“ bzw. der vermeintlichen „Humanisierung“ der Tierausbeutung besteht darin, dass die Menschen jetzt mit besserem Gewissen Tierqualprodukte wie Fleisch, Milch, Eier und fleischhaltiges Haustierfutter konsumieren, denn letztlich wurde die Ausbeutung und Ermordung der Tiere durch diese „Tierschutz“organisationen legitimiert. Denn eine Tierausbeutung, die man reformieren bzw. humanisieren will, erscheint dem Normalbürger moralisch gerechtfertigt. Das ist fatal.

Weitere Ursachen der jetzigen Situation:

  1. Zu viele Menschen interessiert weder das Schicksal der Tiere, der hungernden Kinder, der langsam aber sicher ruinierten Erde noch ihre eigene Gesundheit.
  2. Die Manipulationen der Menschen durch die Interessenvertreter der Tierindustrie und durch die Pseudotierschützer bzw. Pseudoveganer:
    • „Flexitarier“ und Vegetarier werden gelobt und konsumieren dann mit noch besserem Gewissen Tierqualprodukte. (Die Kühe und Kälber aus der Milchindustrie und die Hühner und Küken der Eierindustrie werden auch geschlachtet!)
    • Der schrittweise Weg zum Veganismus wird gelobt, obwohl es so den Menschen sehr viel schwerer fällt überhaupt vegan zu werden und zu bleiben.
    • Mit der Tierindustrie finanziell verbundene Ernährungswissenschaftler und Ernährungsgesellschaften belügen die Menschen, dass Tierqualprodukte angeblich zu einer „ausgewogenen“ Ernährung dazugehören.
  3. Der Lifestyle-Veganismus führt die Menschen schnell über toll inszenierte Kochbücher zu vorübergehender veganer Ernährung. Viele davon verabschieden sich aber dann wieder vom Veganismus, weil ihnen das ethische Fundament des Veganimus in diesen Kochbüchern nicht vermittelt wurde. (In den USA gab es zur Fluktuation beim Veganismus und Vegetarismus gute Untersuchungen.) Es ist völlig absurd zu glauben, man könne Menschen wegen der leckeren Speisen an den Veganismus binden. Es gibt bekanntlich auch „leckere“ Fleisch- und Käsegerichte.
  4. Pseudoveganer und Pseudotierschützer füttern weiterhin ihre Haustiere mit Fleisch, obwohl das für die Haustiere weder nötig noch gesund ist. Auch dieses Fleisch kommt aus den Schlachthöfen und sichert den finanziellen Erfolg und den Bestand der Tierqualindustrie.
  5. Die vegane Tierrechtsbewegung hat keinen politischen Einfluss. Stattdessen sitzen Tierausbeuter und Lobbyisten der Tierindustrie in den gesetzgebenden Parlamenten. Der einzige deutsche Parlamentarier im Europaparlament, Stefan Bernhard Eck (von der Tierschutzpartei, vor kurzem aus der Partei ausgetreten), propagierte kurz nach der EU-Wahl in einem Zeitungsinterview der BSZ am 03.06.2014: „Die Entscheidung muss dem Konsumenten überlassen werden, ob jeden Tag Fleisch und Wurst auf dem Teller liegen, ob er diese Nahrungsmittel reduziert oder ganz darauf verzichtet.“ „Jeder muss selbst entscheiden, ob er Fleisch isst“ Genau das, was Eck sagt, sagt auch jeder Tierausbeuter, jeder Schlachthofbetreiber und jeder Wurstfabrikant. Wie soll da der normale Bürger erkennen, dass der Konsum von Tierprodukten ein moralisches Verbrechen ist, wenn schon vermeintliche Tierschützer solche Aussagen treffen?

Daher erscheint der Kampf für Veganismus, für Tierrechte und gegen das Leid fast aussichtslos. Trotzdem muss der Kampf für die Tiere, für die Hungernden, für die Umwelt und die Wahrheit (in den Ernährungswissenschaften) mit noch grösserem Einsatz weitergehen! Wir dürfen unseren Einsatz nicht von den Chancen auf einen Erfolg abhängig machen. Denn es ist die moralische Pflicht eines jeden von uns, für die Tiere, für die Hungernden, für die Umwelt und für die Wahrheit einzutreten. Jeder kann vegan leben, jeder kann ein Tier aus dem Tierheim, von der Strasse oder aus der Tötungsstation adoptieren, jeder kann sein Haustier vegan füttern, jeder kann andere über den Veganismus informieren usw. Letztlich muss sich jeder spätestens am Ende seines Lebens fragen, auf welcher Seite er mitgemacht hat: Auf der Seite, die die Tiere ausgebeutet, gequält und ermordet haben, die die hungernden Kinder ermordet haben und die Umwelt ruiniert haben, ODER auf der Seite, die versucht haben, diese Verbrechen zu verhindern. Jeder hat die freie Wahl, sich für eine Seite zu entscheiden.

Für mich persönlich gilt:
„Nissiti“ – das hebräische Wort für „Ich habe es versucht“.
Es steht auf dem Grabstein von Abie Nathan, einem der grössten Friedensaktivisten, den die Welt je gesehen hat.

Kennen Sie Abie Nathan? Er alleine hat Hunderttausende von Kindern vor dem Tod gerettet. Er hat wie kein anderer für den Frieden zwischen den Israelis einerseits und Palästinensern und Ägyptern andererseits selbstlos gekämpft. Aber kaum einer kennt Abie Nathan. Er wurde einfach vergessen. Mit 79 starb er am 27.8.2008 völlig verarmt in einem Pflegeheim. Sein ganzes Geld hatte er für andere ausgegeben. Stattdessen kennen alle die grössten Schaumschläger und Egomanen dieser Welt, ob Sportler, Schauspieler, Sänger oder Politiker, also die, die sich besonders durch das Streben nach Geld, Prestige oder Macht ausgezeichnet haben. So ist diese Welt.
(Infos zu Abie Nathan: http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kritik–the-voice-of-peace—der-traum-des-abie-nathan-nathan-der-weise,1473344,25811326.html)

Fazit:
„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.“
Ernesto Rafael „Che“ Guevara de la Serna