«So lautet ohnehin der wichtigste Rat: Wildvögel gehören in die Hände von Fachleuten. Was übrigens auch das Gesetz sagt: Für die Haltung und Pflege von Wildvögeln ist eine amtliche Bewilligung erforderlich.»
«Wer einen Vogel findet, sollte sich telefonisch bei einer Pflegestation erkundigen, wie weiter vorzugehen sei. Bei Vögeln etwa, die gegen eine Scheibe geflogen sind und dann noch lebend am Boden liegen, lohnt es sich, erstmal abzuwarten, ob sich der Vogel von selbst erholt. Dazu legt man den Vogel in eine Kartonschachtel, in die man Luftlöcher gestochen und mit Küchenpapier gepolstert hat. Futter und Wasser braucht der Vogel in dieser Zeit nicht.»
«Abgedunkelt und in Ruhe kann sich der Vogel von seinem Schlag erholen. Nach rund zwei Stunden öffnet man die Schachtel im Freien in sicherer Entfernung von Strassenverkehr, Glasfronten und Katzen. Im besten Fall fliegt der Vogel nun selbständig aus der Kiste, im schlechtesten ist er aufgrund schwerster innerer Verletzungen gestorben und hätte auch in einer Pflegestation nicht mehr gerettet werden können. Ansonsten ist es nun Zeit, ihn eben genau dorthin zu bringen.»
«Neben den verletzten Vögeln machen die Jungvögel den grössten Teil der Patienten auf Pflegestationen aus. Doch nicht jeder Jungvogel, der nicht mehr in seinem Nest, sondern irgendwo scheinbar hilflos am Boden hockt, benötigt menschliche Unterstützung. Bei einigen Singvogelarten verlassen die Jungvögel das Nest, bevor sie fliegen können.»
«Bei einigen typischen Vogelarten des Siedlungsgebietes ist dieses Verhalten oft zu beobachten. Ein unbeholfen herumflatterndes Amsel- oder Hausrotschwanzkind wird in der Regel weiterhin von seinen Eltern gefüttert. Es muss also weder zurück ins Nest gesetzt, noch in die Pflegestation gebracht werden. Bei seinen Eltern ist es am besten aufgehoben.»
«Befindet sich der Jungvogel aber in Gefahr, weil er in der Nähe einer Strasse sitzt oder sich im Jagdrevier einer Katze aufhält, sollte man ihn in eine nahe Hecke oder einen Baum setzen. Aus sicherer Distanz von mindestens 50 Metern lässt sich nun beobachten, ob der Jungspund von seinen Eltern gefüttert wird. Ist dies während einer Stunde nicht der Fall, sollte man den Kleinen zu einer Pflegestation bringen. Ebenso sollte man dort Rat einholen, wenn der Jungvogel weder vollständig befiedert, noch fähig ist zu hüpfen. Denn dann ist er wahrscheinlich zu früh aus dem Nest gefallen und hat ohne Hilfe keine Überlebenschancen.»