Einerseits behauptet er, „dass pflanzliche Ernährung zwar Vorteile hat“, aber „bei einem Kleinkind jedoch zu Mangelerscheinungen führt“. Was stimmt denn nun: Vorteile oder Mangelerscheinungen?
Des weiteren fabuliert er von einer „erheblichen Unterversorgung, vor allem an Eisen, Jod, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren“. Dies entspricht zwar den üblichen Vorurteilen der Unkundigen und der von der Tierindustrie korrumpierten Pseudoexperten, ist aber nachweislich völlig falsch. Bei einer Ernährung, die auf den 7 Regeln der gesunden veganen Ernährung aufgebaut ist, kann es definitiv nicht zu einer Unterversorgung bei den genannten Stoffen kommen. Erstaunlich aber ist, dass Koletzko nicht einmal Vitamin B12 aufgelistet hat, obwohl es gerade auf dieses Vitamin ankommt und es immer aus Sicherheitsgründen supplementiert werden sollte. Ein besserer Beweis für Inkompetenz in Ernährungsfragen konnte Koletzko nicht abliefern.
Zu den anderen Falschaussagen:
- Eisen ist in veganer Ernährung genügend vorhanden. Die Resorption kann sogar durch vitamin-C-haltige Getränke gesteigert werden.
- Jod wird durch Jodsalz zugeführt.
- Vitamin D wird hauptsächlich durch UV-Bestrahlung gebildet. Im Winter kann man es eventuell supplementieren, unabhängig von der Ernährung.
- Omega-3-Fettsäuren werden ausreichend durch etwas Leinöl und Leinsamen geliefert. Wichtiger ist aber die reduzierte Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren, die den Stoffwechsel von Omega-3-Fettsäuren behindern, indem man sehr ungesunde Fette und Öle wie Sonnenblumenöl, Distelöl usw. vermeidet.
Die grösste Absurdität leistet sich Koletzko aber durch die Behauptung, dass vegane Ernährung bei Kindern zu „einer Zunahme an Übergewicht“ führe. Diesen Schwachsinn hat bisher noch niemand als Argument gegen vegane Ernährung vorgebracht. Ganz im Gegenteil sind vegan ernährte Kinder bekanntlich in der Regel schlank und gerade bei omnivoren Kindern breitet sich Übergewicht wie eine Epidemie aus. Aus den wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass insbesondere Fleisch und Milchprodukte neben raffiniertem Zucker zu Übergewicht gerade bei Kindern führen.
Solche Irreführungen in den Medien wie jetzt wieder durch Kinderarzt Koletzko führen dazu, dass viele Eltern verunsichert werden und sich dann fragen, ob man Kinder überhaupt vegan ernähren sollte. Allein die vielen Zweifel zeigen schon, welche Verunsicherung die Manipulationen und Falschinformationen der Tierindustrie und der von ihnen bezahlten skrupellosen Helfer angerichtet haben. Denn es ist für mich als Arzt ein unverantwortlicher Skandal, den Kindern nicht in jedem Lebensalter die bestmögliche und damit die vegane Ernährung zukommen zu lassen. Ein Kind sollte zuerst nur mit Muttermilch ernährt und anschliessend sollten nach und nach die veganen Nahrungsmittel eingeführt werden. Denn viele chronische Erkrankungen haben ihren Ursprung in der nicht-veganen Ernährung im Kindesalter! Die vegane Ernährung für Kinder und Kleinkinder wird daher selbstverständlich u. a. auch von der „Amerikanischen Gesellschaft für Ernährung“ (ADA) und dem „Ärztekomitee für verantwortungsvolle Medizin“ (PCRM) empfohlen.
ADA, Amerikanischen Gesellschaft für Ernährung: „Gut geplante vegane und andere Formen der vegetarischen Ernährung sind für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschliesslich Schwangerschaft, Stillzeit, früher und späterer Kindheit und Adoleszenz.“ (Die ADA ist die grösste Gesellschaft für Ernährung der Welt und hat etwa 70.000 Mitglieder.)
Professor Dr. T. Colin Campbell: „Die enge Verbindung einer tierproteinreichen, fettreichen Ernährung mit Sexualhormonen und einer frühen Menarche, von denen beide das Brustkrebsrisiko erhöhen, ist eine wichtige Beobachtung. Sie verdeutlicht, dass wir unsere Kinder keine Kost, die reich an Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs ist, konsumieren lassen sollten.“
(Prof. Dr. T. Colin Campbell ist einer der renommiertesten Ernährungswissenschafter weltweit und der Autor der Studie und des Buches „China Study“.)
Dr. Caldwell B. Esselstyn: „Auch hier gibt es signifikante Fortschritte. Alles startete mit der Publikation ‚Dr. Attwoods fettarme Rezepte für Kinder: Ein kinderärztliches Programm für präventive Ernährung.‘ Dieses wunderbar allumfassende Buch beschreibt, dass schon im Alter von 12 Jahren 70 % aller amerikanischen Kinder Fettablagerungen in ihren Arterien als Vorläufer einer Herzerkrankung aufweisen. In seinem Buch zerstörte der 1998 verstorbene Dr. Charles Attwood viele der allgemeinen Mythen über die schädlichen Effekte einer pflanzlichen Ernährung für Kinder und Jugendliche. Dazu gehörte die Vorstellung, dass ein rein pflanzlich ernährtes Kind nicht genügend wachse oder nicht genügend Energie habe, dass es nicht genügend Kalzium, Eiweiss und Eisen aufnehme und dass die Überwachung von Übergewicht und Cholesterin warten könne bis die Kinder älter seien. Keine diese Prämissen ist wahr. […] Am bedeutungsvollsten aber war, dass er den couragierten Schritt tat und empfahl, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Geflügel und Öl aus der kindlichen Ernährung heraus zu nehmen […] und heute ist es gar nicht mehr so revolutionär zu behaupten, dass die Versorgung der Kinder mit einer fettarmen, rein pflanzlichen Ernährung sie vor den verheerenden Auswirkungen der Herzerkrankungen und der weitverbreiteten Krebserkrankungen schützen wird.“
(Dr. Esselstyn wurde 1994/1995 in die Gruppe der besten Ärzte der USA aufgenommen. Er führte u. a. den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton zu einer veganen Ernährung.)
Die vegane Ernährung der Kinder sollte nicht nur vegan, sondern auch gesund und damit abwechslungsreich sein. Eltern haben deshalb die Pflicht, sich im Interesse ihrer Kinder das kleine, aber notwendige Wissen über gesunde vegane Ernährung anzueignen. Deshalb habe ich hier einige Tipps für Eltern in Form von Links zusammengestellt:
http://www.vegangesund.info/index.php?id=252&L=0
http://www.vegetarismus.ch/heft/2005-1/veganeKinder.htm
http://www.peta.de/web/veganekinder.151.html
http://www.veganbook.info/kategorie/vegane-kinderernaehrung/
Der Koletzko-Artikel in der Süddeutschen Zeitung: